A night to remember

1986 wurde «The Chicago Swing & Blues Revue», die Vorgängerband von «Blues Green», gegründet, und im Mai 1995, ein Jahr nach unserer ersten CD «Sunny Side», hatten wir in Bern unseren ersten (okay, und bisher einzigen) Fernsehauftritt. Trotzdem – oder vielmehr gerade deswegen: A night to remember.

Erzähler der Zukunft

Am 22./23. März ging in Helsinki das zweite Festival of Digital Narratives über die Bühne. Das Ziel des 2017 vom dänischen Onlinepionier Kåre V. Poulsen gegründeten Festivals ist es, den Schöpfern der herausragendsten service-public-Angebote Europas eine internationale Bühne zu bieten und deren multimedialen Meisterwerken zu grösserer Bekanntheit zu verhelfen. In einer Eröffnungs-Keynote habe ich eine kurze, ausgesprochen subjektive Geschichte des multimedialen Storytellings entworfen, deren Videoaufzeichnung seit heute verfügbar ist.

Die Hauptpersonen des Festivals waren allerdings weder die Organisatorin Nordvision noch das finnische Radio und Fernsehen YLE, nicht die 300 Medienschaffenden aus aller Welt, geschweige denn ich als Referent. Diese Ehre gebührt vielmehr den vielen Filmerinnen und Autoren, Fotografinnen und Programmierern – darunter nicht zuletzt meinen Studierenden, den Machern der grossartigen interaktiven Erzählung «Ein Königreich macht Schule», der beklemmenden multimedialen graphic novel «Journey Untold» und der atemberaubenden VR-Dystopie «Yona».

Eine Storytelling-Geschichte zu entwerfen, lenkt den Blick zwangsläufig in die Vergangenheit. Diese Studierenden aber sind die Erzählerinnen und Erzähler der Zukunft, und von ihnen wird noch so manches zu sehen sein.

Netzrepublik

Vor einem Jahr habe ich in einem «Lightning Talk» an der re:publica in der Station Berlin mein mittlerweile elfjähriges Hörlexikon «100 Sekunden» vorgestellt, ein Projekt, das es – wäre es nach den Verantwortlichen des damaligen Schweizer Radios gegangen – nie gegeben hätte, nicht als Website, nicht als Buch, nicht als Podcast.

Dieses Jahr hingegen, viele 100-Sekunden-Beiträge später, war ich ein ganz normaler Tourist in der Netzrepublik. Einer von deren rund 20 000 – und einer, der voll auf seine Kosten kam. Meine persönlichen Highlights: «How an Algorithmic World Can Be Undermined» von Danah Boyd (Youtube), «Filter Clash. Die große Gereiztheit der vernetzten Welt» von Bernhard Pörksen (Youtube), «Mensch und Maschine – wer programmiert wen?» von Ranga Yogeshwar (Youtube) - und, mit viel Gänsehaut und einer Standing Ovation, «Nach Nizza und München – Anatomie eines Shit-Tsunamis» von Richard Gutjahr (Youtube).


Die re:publica 2018 in der Station Berlin als mediales Grossereignis: Opening session auf Stage 1.

Was es über Geld zu wissen gibt

Genau ein Jahr ist es her, dass mein Buch «Bare Münze – Gallier und heilige Gänse: Was es über Geld zu wissen gibt» in der Basler Buchhandlung «Narrenschiff» getauft worden ist. Das «Narrenschiff» schliesst am 18. Mai seine Tore, doch mein Buch gibt's nach wie vor: als Buch, als E-Book und natürlich als Blog – mit vielen neuen Geschichten*.


Buchtaufe am 3. Mai 2017 in der Basler Buchhandlung «Narrenschiff». (Bild: Laurent Gachnang)

*...über die Ticker Tape Parades, Blockbusting, Winston Churchill, den Eiffelturm, Blasen, die Null, den CFA-Franc, Swissloop, die Fokussierungs-Illusion, die Parkuhr, Vermögenspreisinflation, Latrinensteuern, Cum-ex-Geschäfte, Neurofinanz, Geld per SMS, das Wunder von Wörgl, die Registrierkasse, Zinsen und Inflationsziele.

Schweizer Bahnhofsuhr

Von Bundeshaus bis Matterhorn: Die Schweiz hat mehr Wahrzeichen, als man meinen möchte. Und doch: An eines davon denken wir nie. Das ist erstaunlich, denn wir bekommen es täglich zu Gesicht – die Schweizer Bahnhofsuhr.

Replika der Schweizer Bahnhofsuhr mit ihrem charakteristischen Sekundenstopp bei 12 Uhr und federndem Minutensprung, als single page application programmiert in weniger als 5 Kilobyte HTML 5.

I han en Uhr erfunde, wo geng nach zwone Stunde blybt stah.

Die Uhr des Berner Liedermachers Mani Matter, die immer wieder stehenbleibt, hatte ein Vorbild: Die Schweizer Bahnhofsuhr. Sie ziert in vielfacher Ausführung jeden Bahnhof der SBB. Erfunden wurde sie 1944, vom Ingenieur und Selfmade-Designer Hans Hilfiker. Hilfiker erfand am laufenden Band: Allein für die SBB entwarf er Spezialkräne, Perrondächer, Fahrplanprojektoren und ganze Dienstgebäude.

Seine Uhr war ein radikaler Bruch mit den verschnörkelten Zifferblättern aus der Zeit des Jugendstils: Weisser Hintergrund, eine Minuteneinteilung aus strengen Rechtecken, schwarze Zeigerbalken, ein schlanker roter Sekundenzeiger mit einer roten Scheibe, die an die Kelle des Bahnhofsvorstehers erinnert und das sekundengenaue Ablesen der Uhr auch aus Distanz ermöglicht. Hilfikers Design war so elegant, zeitlos und funktional, dass sich heute fast alle Bahnhofsuhren der Welt daran orientieren.

«I han en Uhr erfunde, wo geng nach sächzg Sekunde blybt stah»: Wie in Mani Matters Lied bleibt auch Hilfikers Bahnhofsuhr immer wieder stehen, jede Minute einmal: Immer bei exakt null Sekunden gibt die Hauptuhr einen elektrischen Impuls und stellt so die Ganggenauigkeit aller Bahnhofsuhren sicher. Weil eine sekundengenaue Synchronisation bei der Einführung 1947 noch nicht möglich war, läuft der Sekundenzeiger immer ein bisschen zu schnell, legt dann auf zwölf Uhr eine kleine Pause ein und wartet rund eineinhalb Sekunden lang auf das Signal zum Weiterdrehen. Bis auf den heutigen Tag.

 
 
 
 
 
 

1:51

Rock the city

Rock the city: Im zum Bersten vollen Club Sous-sol, Fribourg, haben «Blues Green» einmal mehr die Stadt gerockt. Mustang Sally, guess you better slow your mustang down.

 
 
 
 
 
 

5:27

Am Anfang war die Geschichte

Am 22./23. März ging in den Studios des finnischen Rundfunks YLE in Helsinki das zweite internationale Festival of Digital Narratives über die Bühne. Das Festival unter dem Patronat von Nordvision, 2017 vom dänischen Online-Vordenker Kåre V. Poulsen ins Leben gerufen, versammelt 250 der kreativsten Köpfe der nordeuropäischen Fernseh-, Radio- und Onlineszene und bietet jedes Jahr ein Showcase der innovativsten, originellsten, tiefgründigsten Multimediaproduktionen der Welt.

Meine Aufgabe war es, in einer Eröffnungs-Keynote unter dem Titel «A History of Digital Narratives in Media» (pdf) eine kleine Geschichte des multimedialen Storytellings zu entwerfen – in neun subjektiv ausgewählten, herausragenden Projekten: «Gaza Sderot» (Arte, 2008), «Prison Valley» (Arte, 2010), «À l' abri de rien» (Arte Radio, 2011), «360 Grad Langstrasse» (SRF, 2011), «Snow Fall» (New York Times, 2012) und «Notes on Blindness» (Arte, 2016). Dazu kamen drei Produktionen meiner Studierenden, die einen internationalen Vergleich nicht zu scheuen brauchen: «Ein Königreich macht Schule» (2015), «Yona» (2017) und «Journey Untold» (2017/2018).

Diese drei Studierendenprojekte kehren, jedes auf seine Weise, zum Kern des Medienschaffens zurück: Journalismus, der Geschichten erzählt, mit wachem Blick für Ungleichgewichte in der Welt und mit einem untrüglichen Sinn für das Bedeutungsvolle, poetisch, tiefgründig und mit Leidenschaft. Es sind Produktionen wie diese, die mich – und mit mir Medienmacher der ganzen Welt – staunen und lernen lassen.


Aufgetürmte Backsteine als Metapher für das prekäre Online-Newsgeschäft: Eröffnungs-Keynote am zweiten internationalen Festival of Digital Narratives, Helsinki. (Bild: Raimo Lång)

 
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