Notgroschen

Das Geld liegt auf der Bank, und wer etwas braucht, hebt es ab, am Schalter, am Geldautomaten oder digital. Was heute das Sparkonto ist, hiess in alten Zeiten «Notgroschen». Und der ist so aktuell wie eh und je. Mein neuer Beitrag auf Radio SRF 2 Kultur.

 

Metons Mond

«Der Mond ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen am Himmel hell und klar», pflegten wir mit Matthias Claudius zu singen. Die verschiedenen Gestalten des Erdtrabanten haben den Menschen immer schon fasziniert, und bereits im alten Babylon kam man ihren Gesetzmässigkeiten auf die Spur: 19 Jahre entsprechen fast genau 235 synodischen (von Neu- bis Neumond) bzw. 254 siderischen Mondmonaten (vollständige Rotation vor dem Fixsternhintergrund). Dieser sogenannte metonische Mondzyklus ist nach Meton von Athen benannt, einem griechischen Mathematiker im 5. Jh. v. Chr.

Dreihundert Jahre später, im antiken Griechenland des 2. Jh. v. Chr., gelang es Astronomen und Ingenieuren, den metonischen Zyklus zu mechanisieren - im Mechanismus von Antikythera ist ein Getriebe enthalten, das eine erstaunlich genaue Simulation des siderischen Mondzyklus erreicht. Mein Projekt «Meton» (Meton 1, Meton 2 und Meton 3) besteht aus von diesem antiken Getriebe inspirierten virtuellen Mechanismen, die mittels Zahnradübersetzungen den synodischen Zyklus abbilden und so die aktuelle Mondphase simulieren, mit Abweichungen von je einem Tag in 60,5, in 5,6 bzw. in 400 000 Jahren.

Was Matthias Claudius wohl dazu sagen würde? «Seht ihr den Mond dort stehen? Er ist nur halb zu sehen, und ist doch rund und schön!»

Nagel

Wenn jemand vollkommen recht hat, dann hat er den Nagel auf den Kopf getroffen. Der Nagel ist ein jahrtausendealtes Kulturgut. Was er mit Rechthaben zu tun hat – mein neuer Beitrag auf Radio SRF 2 Kultur.

 

Glamhack mal 10

Nicht ahnend, was mich an diesem allerersten Swiss Open Cultural Data Hackathon erwarten würde, betrat ich Ende Februar 2015 die Nationalbibliothek in Bern. Es sollte ein nachhaltiges Erlebnis werden: Bereits zum zehnten Mal habe ich dieses Jahr am sogenannten «Glamhack» teilgenommen.


Der Mechanismus von Antikythera, Nachbau in Virtual Reality.

In der Luzerner Zentral- und Hochschulbibliothek habe ich zusammen mit der Archäoastronomin Prof. Dr. Rita Gautschy meinen Nachbau des Mechanismus von Antikythera komplettiert. Ein Slider erlaubt das Ein- und Ausblenden des wichtigsten erhaltenen Fragments, in dem sich rund 30 erhaltene Präzisionszahnräder verbergen, und einer mechanisch korrekt animierten Replika in Virtual Reality.


Das Cyanometer des Genfer Naturforschers Horace-Bénédict de Saussure als Webapp für Smartphones.

Mein digitales Cyanometer ist eine Hommage an den Genfer Naturforscher Horace-Bénédict de Saussure, der 1789 ein wissenschaftliches Verfahren entwickelt hat, äquidistante Blautöne zu ermitteln. Daraus entstand ein Messgerät für das Blau des Himmels, das selbst Alexander von Humboldt begeistert hat, der bei seiner Besteigung des Chimborazo in Equador, des vermeintlich höchsten Gipfels der Erde, ein Cyanometer mitführte.

Glamhack mal zehn: Auch die Ausgabe 2024 in Luzern wird nicht meine letzte gewesen sein.

 

Die Abwasserbahn

Seit 125 Jahren fährt das «Funiculaire» in der Stadt Freiburg mit erneuerbarer Energie der besonderen Art: mit Abwasser. Eine Bahn für die Arbeiterschaft der Unterstadt dank dem Abwasser der Bourgeoisie, das hatte durchaus einen Beigeschmack. So schrieb etwa der Schweizer Schriftsteller Niklaus Meienberg in einer Reportage über seine Studienstadt Freiburg: «Auf diese Weise lassen die barmherzigen Einwohner der Oberstadt die Mitbürger in der ‹basse ville› schon seit Jahrzehnten an ihren Exkrementen profitieren. Und diese Energiequelle gestattet einen bescheidenen Fahrpreis, dem schmalen Einkommen der Unterstädtler angepasst.»

Initiiert durch den Unternehmer Paul-Alcide Blancpain (1839-1899), Inhaber der damals im Neustadtquartier gelegenen Bierbrauerei Cardinal, ist das denkmalgeschützte «Funi» ein wichtiger Zeitzeuge der Freiburger Industrialisierung. Mein neuer Beitrag im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums und auf Watson.


Das Freiburger «Funiculaire» von der Neuveville nach St. Pierre.

St. Pölten zum zweiten

Letztes Jahr war ich mit meiner Webapp «Mont» zu Gast, dieses Jahr werde ich an der 6. International Conference on Creative\Media/Technologies (IConCMT) an der Fachhochschule St. Pölten meinen virtuellen Nachbau des Mechanismus von Antikythera präsentieren.

Seit seiner Entdeckung im Jahr 1901 war dieser Mechanismus, eine von den alten Griechen ums Jahr 150 v. Chr. gebaute dedizierte astronomische Rechenmaschine, dazu angetan, die bis dahin bekannte Wissenschafts- und Technologiegeschichte auf den Kopf zu stellen. Der Apparat berechnete in stupender Genauigkeit Sonnen- und Mondkalender, zeigte Mondphasen und -zyklen an, Mond- und Sonnenfinsternisse und sogar den Vierjahreskalender der panhellenischen Spiele einschliesslich ihrem jeweiligen Austragungsort.


Rekonstruktion des Mechanismus von Antikythera in der 3D-Animationssoftware Blender.

Virtual Reality als effiziente und immersive Methode, um längst vergangene oder nur noch in Fragmenten existierende Schätze der Vergangenheit wiederauferstehen zu lassen: Auf Wiedersehen in St. Pölten!

 

Eppur si muove

Die Planeten am Nachthimmel haben die Menschen zu allen Zeiten fasziniert, und seit Jahrhunderten versuchen aufwändige mechanische Planetarien, sogenannte orreries, ihre Umlaufbahnen zu simulieren. Mein Werkstoff ist nicht Metall, sondern Code, und so habe ich mir mein ganz persönliches CSS-Sonnensystem geschrieben.


CSS-Sonnensystem, massstabsgetreu in Raum und Zeit.

Die Ansicht zeigt die acht Planeten Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun mit ihren jeweiligen Umlaufbahnen. Die Darstellung ist massstabsgetreu, die Animationsgeschwindigkeit beträgt 10 Sekunden pro Jahr. Der Code des gesamten Planetariums ist kleiner als 10kb.

«Eppur si muove» («und sie bewegt sich doch») soll Galileo Galilei mit Bezug auf die nicht im Zentrum des Universums stehende, sondern sich vielmehr um die Sonne drehende Erde gesagt haben. Wie genau sich was bewegt, zeigt nun mein kleines Privatplanetarium an.

 
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