Every Day

39 Jahre ist es her, da entstand im Berner Studentenheim Fellergut eine Band, die sich erst «De Lauris», kurze Zeit später dann «The Chicago Seven Swing & Blues Revue» nannte. Der Formation sollte ein langes Leben beschieden sein: Unter dem heutigen Namen «Blues Green» traten wir gestern bereits zum zehnten Mal in der legendären Mahogany Hall auf. Geblieben ist in all der Zeit, nach zahllosen Eskapaden in den Jazz, den Pop, den Soul, den R'n'B und den Funk - zu allen Zeiten der Blues: «Every Day I Have the Blues». To be continued.

 
 
 
 
 
 

8:02

«Blues Green» (Lucio Crivellotto voc, g; Christoph Thiel voc, g; Barbara Andrey voc, Jean-Luc Gassmann p; Denis Pittet tp; Markus Karl ts; Willi Marti dr and myself b) live in der Mahogany Hall, Bern.

Folgenreicher Rechtsklick

Als junger Journalist und Zeitungsproduzent kannte ich die Seitenbeschreibungssprache «PostScript», und als ich 1995 in meinem ersten Webbrowser, dem «Netscape Navigator», den Kontextmenüpunkt «View Source» entdeckte, war's um mich geschehen. Die «Hypertext Markup Language», die all diese neuartigen Seiten beschrieb, liess meine spärliche Freizeit schmelzen wie Schnee an der Sonne. Bald verstand ich, dass sich mit HTML und Javascript mehr anstellen liess als bloss on mouseover Menü-Icons zu vertauschen. Und vor genau 20 Jahren stellte ich mit «Mahjongg Solitaire» schliesslich meine allererste Webapp (damals noch «Single-Page Applications» genannt) ins Netz.

Vorteilhafte Reviews namhafter Gaming-Plattformen wie Jayisgames oder PC-Welt verhalfen meinem Spiel zu einiger Bekanntheit. Bis heute wurde Mahjongg Solitaire von rund 70 Millionen Menschen gespielt, und mit Tausenden Spielerinnen und Spielern habe ich in all der Zeit E-Mails ausgetauscht. Dass das Web das weltweite soziale, kulturelle, wirtschaftliche und politische Leben umpflügen sollte (und die Medientechnik gar mein Weg an die Hochschule sein würde), hätte ich mir nie vorzustellen vermocht. Und erst recht nicht, dass dieser einen Webapp dereinst viele weitere folgen sollten.


«Mahjongg Solitaire», Version 1 vom 6. Juni 2002.

 

Letterjongg

1981 veröffentlichte der gelähmte Programmierer Brodie Lockard auf einem Mainframe-Rechner der Universität Stanford ein Game, das er während seiner langen Rehabilitation und mithilfe eines speziellen Mundstücks programmiert hatte. «Mahjongg Solitaire» nannte er sein Spiel, und es sollte einer der ersten Blockbuster der Game-Industrie werden: Als Activision das Spiel als «Shanghai» auf den Markt brachte und Microsoft es kurze Zeit später unter dem Namen «Taipei» in seine frühen Windows-Versionen integrierte, wurde «Mahjongg Solitaire» zum bevorzugten Zeitvertreib von Millionen.

Anlässlich des Swiss Open Cultural Data Hackathon, der 2018 im Landesmuseum in Zürich durchgeführt wurde, kam ich auf die Idee, Lockards Spielidee mit historischen Lettern statt mit chinesischen Zahlen und Bambussymbolen zu bespielen: mit Buchstaben des Bologneser Schriftengiessers Francesco Griffo, die der Verleger Aldus Manutius für seine 1501 in Venedig erschienene Horaz-Gesamtausgabe genutzt hatte und die heute bekannt sind als die erste Kursivschrift der Geschichte.


Swiss Open Cultural Data Hackathon 2018 im Schweizerischen Nationalmuseum, Zürich. (Bild: Thomas Bochet)

Die Universitätsbibliothek Basel stellte mir einen hoch auflösenden Scan zur Verfügung, und der Rest war Web- und Medientechnik. In meiner Doppelvorlesung führe ich unsere Studierenden in die Geschichte eines weltbekannten Casual Games und in Javascript ein. Und habe durchaus Verständnis dafür, wenn ihr Interesse weniger der Kulturgeschichte und der Programmierung gilt als vielmehr dem Gamen.


«Letterjongg» (26.-28. Oktober 2018, Projektdokumentation im Wiki von Open Data Schweiz)

 

15 Jahre


Illustration: Lorenz «Lopetz» Gianfreda, Büro Destruct, Bern.

Auf den Tag genau 15 Jahre ist es her, da ging auf Schweizer Radio DRS 2 (heute Radio SRF 2 Kultur) mein allererster Beitrag der Rubrik «100 Sekunden Wissen» zum Thema «Handy» über den Sender. Seither sind Hunderte weitere dazugekommen – mitsamt dem Online-Hörlexikon «100 Sekunden», in dem heute, säuberlich aufgelistet und querverlinkt, gegen 500 Beiträge stehen – zum Lesen, zum Hören, und, wer mag, sogar als Buch zu kaufen.

Und weiter geht's: Allein in diesem Jahr kamen bisher Beiträge über Quengelware, Bezoare, Khipus, Steckenpferde, Erdställe und Strick-Codes dazu. Ein Ende ist nicht abzusehen.

 

Vergessener Kriegsheld

Ein spektakuläres Gemälde, in einem Museumsdepot entdeckt, entpuppt sich als Zeuge eines Lebens wie aus einem Abenteuerroman: Der wilde Galopp des Freiburger Barons und Söldnerführers Franz Peter König (1594–1647) durch den Dreissigjährigen Krieg. Mein neuer Text im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums und auf Watson.

 
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