Festival of Digital Narratives

Eine kleine Geschichte digitalen Erzählens: In der Eröffnungs-Keynote zum Auftakt des «Festival of Digital Narratives» von Nordvision, dem Zusammenschluss aller öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten der nordischen Länder, werde ich am 22. März in Helsinki die verschlungenen Wege abschreiten, welche die Medien in den vergangenen 20 Jahren gegangen sind. Viele davon erwiesen sich als Sackgassen: Immer noch teurere, technisch immer noch aufwändigere Multi-, Cross- und Transmedia-Banalitäten haben zur Genüge klar gemacht: Die zur Verfügung stehende Technik war stets nur dann von Belang, wenn sie Autorinnen und Autoren erzählen liess, was zuvor hatte ungesagt bleiben müssen.

Nach vielversprechenden multimedialen Anfängen von Arte («Gaza Sderot», 2009; «Prison Valley», 2010) und nach Indie-Produktionen wie «À l'abri de rien» (2011) setzte die New York Times mit «Snow Fall» (2012) dokumentarische Massstäbe. Heute, da Augmented, Mixed und Virtual Reality auf der Schwelle stehen, ist es Zeit, sich darauf zu besinnen, woraus die Aufgabe der Medien wirklich besteht: Nicht mit Technik zu klotzen, sondern vielmehr relevante, à fonds recherchierte Geschichten zu erzählen, die unter die Haut gehen – ob in Text, Bild oder Ton, ob auf Papier, Bildschirm oder in der VR-Brille, ist einerlei. More to follow.

Blues Green reloaded

Alles neu macht der Januar: Dem Trend zu Mobile First und zu fancy onepagers kann sich auch meine Band «Blues Green» nicht länger verschliessen. Die alte Website ist im virtuellen Orkus verschwunden und hat Platz gemacht für ein neues, frisches, mobiloptimiertes Showcase mitsamt Video-Header und custom-built audio player: Bildschirm frei für den Bluespopjazz made in Switzerland.

 

Europeana


«Manesse Gammon»: Frühmittelalterliches Online-Gaming.

Europeana ist eine gross angelegte digitale Bibliothek, die der Öffentlichkeit das kulturelle und wissenschaftliche Erbe der Alten Welt zugänglich machen will – von der Vor- und Frühgeschichte bis in die Gegenwart, in Bild, Text, Ton und Film. Um den kreativen Umgang mit den immensen Datenbeständen zu fördern, unterhält Europeana einen Showcase-Bereich mit aus kuratorischer Sicht beispielhaften Anwendungen.

Eines dieser Best-case-Beispiele, die Europeana ins virtuelle Schaufenster gestellt hat, ist mein Projekt «Manesse Gammon». Das Onlinespiel, entstanden im Rahmen des Swiss Open Cultural Data Hackathon 2016 an der Universität Basel, lässt einen Spieler aus dem Jahr 1300 wieder auferstehen. Dieser ist alles andere als ein einfacher Gegner: Er spricht nur Mittelhochdeutsch, und er hat ein gutes Händchen beim Würfeln. Auftritt Herr Gœli.

 

Capturesix

Mit einer Ausstellung an der Berner Hochschule für Künste ist das in meinem Modul «Konvergent Produzieren» entstandene Studierendenprojekt «Capturesix» von Julia Leu und Tim Glatthard zu Ende gegangen. Ein Fotowettbewerb, eine Website, eine Facebook-Seite, ein regelmässiger Newsletter, eine zu gewinnende Leica, zwei Events, drei Fachexperten, sechs Monate, 662 eingereichte Fotos: Grandios.


«Capturesix»: Fotoausstellung an der Berner Hochschule für Künste. (Bild: Miriam Meier)

Future Lab

Es begann mit einer Anfrage der deutschen Future of Leadership Initiative (FLI), ob das Institut für Multimedia Production der Hochschule für Wirtschaft und Technik Chur nicht Videos vom diesjährigen «Future Lab» drehen könne, einem von der FLI durchgeführten Design-Thinking-Workshop zum Thema «Urban Mobility», der zeitgleich im Vodafone-Tower in Düsseldorf und an der European School of Management and Technology (ESMT) in Berlin durchgeführt wurde.

Ich fand: Das Institut kann. Und wie es konnte! In weniger als 36 Stunden entstanden

  • 1 Foto- und Video-Liveblog,
  • 44 Blogposts, mehr als zwei pro Stunde,
  • 74 Fotos in 11 Bildergalerien,
  • 6 Konferenz-Liveübertragungen à total 4 Stunden,
  • 33 Videos à total 40 Minuten,
  • 0,2 TB an Rohdaten, erstellt mit insgesamt
  • 90 Kilo Kameras, Mikrofonen, Stativen und Technikmaterial.

Produziert wurde die multimediale Liveberichterstattung von sechs Studierenden im ersten Semester (!), die – unterstützt von vier weiteren Kollegen – eine Multimediaredaktion bildeten, die so manches Onlinemedium vor Neid erblassen liesse. Das Ergebnis war des Kongresstitels «Future Lab» würdig: ein mediales Zukunftslabor.


Filmen Fotografieren fotografieren: Schnappschuss in der European School of Management and Technology (ESMT) Berlin, im Gebäude des früheren Staatsrates der DDR. (Bild: Thomas Hodel)

Narrenschiff

Was hat unser Geld mit kapitolinischen Tempelgänsen zu tun? Wieviele Kakaobohnen zahlten die Azteken für einen Sklaven? Und weshalb waren die ersten Verkaufsautomaten des Teufels? Die Lesung aus meinem Buch «Bare Münze» anlässlich des internationalen Literaturfestivals «BuchBasel» war durchaus dazu angetan, das Publikum zu erheitern. (Einem der Käufer, der mich anschliessend fragte, wieviel er denn nun am besten in Kakao investieren solle, musste ich allerdings eine Antwort schuldig bleiben.)


Lesung anlässlich des internationalen Literaturfestivals «BuchBasel» in der Buchhandlung «Das Narrenschiff». (Bild: Katharina Jeger)

And the winners are...

Jedes Jahr veranstaltet das Institut für Multimedia Production der Hochschule Chur das Multimediafestival. Die Bühne der Ambossrampe Zürich gehört dieses Jahr den herausragendsten studentischen Medienbeiträgen, die im vergangenen Jahr in meiner Modulfolge «Konvergent Produzieren» entstanden und auf der Medienplattform «Digezz» publiziert worden sind. Mal federleicht und heiter, mal hintergründig und erdenschwer: Die nominierten Projekte sind Multimedia at its best.

Die hochkarätige Fachjury – Martin Arnold, Rod Kommunikation AG; Renato di Rubbo, Franke Group; Angelo Zehr, SRF Data – war um ihren Job nicht zu beneiden. Sie hat ihre Wahl getroffen: Die Digezz-Awards des Jahres 2017 gehen an «Ich bin Escort», ein sensibles Porträt frei von jedem Voyeurismus, an «Wo bist Du?», einen One-Shot-Videothriller der Superlative, und an «Yona – the VR Game», eine bedrückende Dystopie, die das Blut in den Adern gefrieren lässt. Der Publikumspreis schliesslich geht an «Generationen im Wandel», eine Reihe nachdenklich machender Selbstreflexionen dreier Paare dreier Generationen.

Es sind Produktionen wie diese, die die Medienzukunft vorwegnehmen – und die mich als gestandenen Medienmann und Dozenten straunen und lernen lassen.

 
1 ... 32 33 34 35 36 ... 49
 

Weiter zu Youtube? Lesen Sie dazu die Datenschutzerklärung.