100 Sekunden

Alles neu macht der Mai. Zum Beispiel meinen Wissensblog «100 Sekunden» mit Illustrationen des Berner Künstlers Lopetz. «100 Sekunden» ist die Onlineversion jenes Hörlexikons, das mir bereits vorschwebte, als Radio SRF 2 Kultur im Frühjahr 2007 die Rubrik «100 Sekunden Wissen» eingeführt hat. Marketingkollegen beschieden mir damals, mein Vorschlag – eine 100-Sekunden-Enzyklopädie als Website, als E-Book und als gedrucktes Buch – habe kein Potenzial.

Mein Verlag und ich waren anderer Ansicht. Und brachten «Takeaway – 100 x 100 Sekunden Wissen», als gedrucktes Buch und als E-Book, und danach «Nerdcore» heraus, ein Konversationslexikon für Nerds und alle, die es werden möchten. Und mit der Neugestaltung des Hörlexikons «100 Sekunden» ist jetzt auch die interaktive und multimediale Version parat. Mit über 300 Artikeln, mit den für Lexika typischen →Verweisen – zum Stöbern, Lesen und Hören.

Der Sarkophag von Tschernobyl

Vor dreissig Jahren kommt es in Reaktorblock 4 des Kernkraftwerks von Tschernobyl zur Katastrophe: Die diensthabenden Techniker bemerken die einsetzende Kernschmelze Augenblicke zu spät, die Steuerstäbe lassen sich nicht mehr vollständig in den Reaktorkern einfahren, um 1.23 Uhr nachts explodiert das freigesetzte Wasserstoffgas und sprengt die gesamte Reaktorhülle in die Luft. Das Tausende Grad heisse Feuer reisst die radioaktiven Partikel in die Höhe; der herrschende Südostwind weht die Strahlung über den Norden der Ukraine, über weite Teile Weissrusslands und schliesslich über ganz Europa hinweg. Der Betonbau, mit dem der glühende Reaktorkern schliesslich notdürftig abgedeckt wird, geht als «Sarkophag von Tschernobyl» in die Geschichte ein.


Ein vorwitziger Journalist meines Namens und die Mitglieder der nationalrätlichen Geschäftsprüfungskommission (GPK) Rosmarie Bär, Peter Bodenmann, Elmar Ledergerber, Walter Biel, Paul Günter (von links) im August 1990 vor dem Unglücksreaktor. (Bild: Beat Bieler)

Es dauert mehr als vier Jahre, bis die sowjetischen Behörden zum ersten Mal einer Gruppe westlicher Politiker und Journalisten erlaubt, das Kraftwerk Tschernobyl und die umliegende Sperrzone zu besuchen. Einer dieser Journalisten war ich. Die Wucht der Erinnerungen an diese Recherche vor 26 Jahren nimmt mir noch heute den Atem.

«Der Sarkophag von Tschernobyl», «Das Riesenrad von Pripjat»«Die Kinder von Polesskoje» («Thuner Tagblatt», 28./30./31. August 1990, pdf).

Daniel Laroche †

Am 6. April ist im Alter von 66 Jahren Daniel Laroche verstorben. Daniel «Dänu» Laroche war leidenschaftlicher Reporter und Produzent, Theatermann und Kommunikator: Als Produktionschef und stellvertretender Chefredaktor des «Thuner Tagblattes» hat er mich in die höheren Weihen der Zeitungsproduktion und später des Desktop Publishing eingeführt, auch wenn wir beide bei allem Enthusiasmus nicht ahnten, welche Medienrevolution sich da vor unseren Augen anbahnte.

Was wir indessen bei aller Passion nie vergessen haben, waren Freundschaft und Geselligkeit – unvergessen die Spätdienste mit Redaktionsschluss auf den letzten Drücker, zartrosa gebratenes Lammfilet im Rosmarinjus um drei Uhr morgens inklusive.

Es gibt nicht viele Menschen, von denen ich sagen kann, sie hätten mich massgeblich geprägt. Dänu Laroche zählt zu ihnen.


Daniel Laroche (links) und der damalige Thuner Stadtpräsident Hansueli von Allmen 1993 bei der Übergabe eines vom «Thuner Tagblatt» gestifteten Baums auf dem umgestalteten Mühleplatz. (Bild: Sandra Grünig)

Push to start the revolution

«Push to start the revolution»: Detail an der Fassade des seit 2005 leerstehenden Grand-Hotels Locarno.

Das liebe Geld

Das liebe Geld: Kaum etwas, das wir so oft brauchen und worüber wir uns trotzdem kaum Gedanken machen. Mein Blog «Bare Münze» richtet sich an alle, die ihr Geld nicht nur ausgeben, sondern mehr wissen wollen. Zum Beispiel über die Banknoten, die kaum einer je gesehen hat (pdf), ab sofort zu lesen im Magazin «Panorama» der Raiffeisen-Gruppe.

Von Schiefertafel bis Smartphone

Wo liesse sich besser über die Digitalisierung von Wissen und Bildung, über open access, lifelong learning und gamification debattieren als in der altehrwürdigen Berner Schulwarte? Die ist längst Teil der Pädagogischen Hochschule Bern, und wo unsere Väter einst auf Schiefertafeln kritzelten, tippe ich heute auf meinem Smartphone: Ein denkbar guter Ort für den Jahreskongress der Schweizerischen Stiftung für audiovisuelle Bildungsmedien (SSAB).

Europeana Challenge

In Museen, Galerien und Archiven lagern ungeahnte digitale Schätze. «Europeana» ist eine Online-Sammlung von Kunst, Kultur und Wissenschaft; eine gigantische virtuelle Bibliothek, die das digitalisierte Kulturerbe Europas einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen will. Darunter befinden sich nicht nur Bilder und Dokumente, sondern auch historische Spielkarten – Drucke aus vergangenen Jahrhunderten, die in Vitrinen oder Archivschränken gelagert und damit ihrem eigentlichen Zweck, dem Spielen, entfremdet werden.

Spielkarten aus vergangenen Jahrhunderten sind nicht einfach Utensilien eines geselligen Zeitvertreibs, sondern Ikonen wirtschaftlicher und sozialer Realitäten. Mein Onlinegame «Tarot Freecell», entwickelt anlässlich des ersten Schweizer Kultur-Hackathons, will historische Spielkarten wieder zu dem machen, was sie ursprünglich waren. Und ist seit heute eines der Projekte der First Europeana Challenge 2016.

 
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