Der unansehnliche Bronzeklumpen, den 1901 griechische Schwammtaucher vom Meeresgrund vor der kleinen Insel Antikythera bargen, sollte sich in den folgenden Jahrzehnten als einer der bedeutendsten Funde der Wissenschaftsgeschichte herausstellen: Unter der verkrusteten Oberfläche liegen, durch modernste Technologien sichtbar gemacht, die Überreste eines hochkomplexen Getriebes aus 30 oder mehr Zahnrädern, die vor 2200 Jahren astronomische Zyklen mit staunenswerter Präzision nachbildeten und mittels Zeigern auf Zifferblättern anzeigten. Der Mechanismus von Antikythera war die erste mechanische Rechenmaschine der Menschheitsgeschichte.
Was mit dem Versuch einer interaktiven 2D-Darstellung begann, sollte sich zu einem VR-Projekt ausweiten, das sich als interaktive Webapp oder als animiertes 3D-Modell nutzen lässt. Die Reise führte weiter, zu einem virtuell mechanischen Rechner mit Mondphasen- und Eklipsenanzeige und schliesslich zu einem vollständig 3D-druckbaren Mondrechner, der – wie sein Vorbild aus dem alten Griechenland – den Vorgaben der antiken Astronomie folgt und zuverlässig die Mondmonate berechnet, mit nur einem Tag Abweichung in 220 Jahren.
Von Antikythera nach Konstantinopel: Meine Recherche-, Programmier- und Konstruktionsreise wird Thema eines Referats sein, das ich anlässlich des 15th International Illustration Research Symposium am 21. November an der Koç-Universität in Istanbul halten werde.