Letterjongg

1981 veröffentlichte der gelähmte Programmierer Brodie Lockard auf einem Mainframe-Rechner der Universität Stanford ein Game, das er während seiner langen Rehabilitation und mithilfe eines speziellen Mundstücks programmiert hatte. «Mahjongg Solitaire» nannte er sein Spiel, und es sollte einer der ersten Blockbuster der Game-Industrie werden: Als Activision das Spiel als «Shanghai» auf den Markt brachte und Microsoft es kurze Zeit später unter dem Namen «Taipei» in seine frühen Windows-Versionen integrierte, wurde «Mahjongg Solitaire» zum bevorzugten Zeitvertreib von Millionen.

Anlässlich des Swiss Open Cultural Data Hackathon, der 2018 im Landesmuseum in Zürich durchgeführt wurde, kam ich auf die Idee, Lockards Spielidee mit historischen Lettern statt mit chinesischen Zahlen und Bambussymbolen zu bespielen: mit Buchstaben des Bologneser Schriftengiessers Francesco Griffo, die der Verleger Aldus Manutius für seine 1501 in Venedig erschienene Horaz-Gesamtausgabe genutzt hatte und die heute bekannt sind als die erste Kursivschrift der Geschichte.


Swiss Open Cultural Data Hackathon 2018 im Schweizerischen Nationalmuseum, Zürich. (Bild: Thomas Bochet)

Die Universitätsbibliothek Basel stellte mir einen hoch auflösenden Scan zur Verfügung, und der Rest war Web- und Medientechnik. In meiner Doppelvorlesung führe ich unsere Studierenden in die Geschichte eines weltbekannten Casual Games und in Javascript ein. Und habe durchaus Verständnis dafür, wenn ihr Interesse weniger der Kulturgeschichte und der Programmierung gilt als vielmehr dem Gamen.


«Letterjongg» (26.-28. Oktober 2018, Projektdokumentation im Wiki von Open Data Schweiz)

 

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