2. Juli 2024
Die Entdeckung eines unscheinbaren Bronzeklumpens in den Überresten eines Schiffswracks aus der Antike zeigt: Die alten Griechen waren in der Lage, komplexe mechanische Rechenmaschinen zu bauen. Der 2100 Jahre alte Mechanismus von Antikythera war ein leistungsfähiger astronomischer Kalenderrechner. Der handgetriebene Apparat, so haben jahrzehntelange Forschungen ergeben, berechnete den Lauf von Sonne und Mond voraus, dazu die Mondphasen, die Sonnen- und Mondfinsternisse und den Vierjahreszyklus der panhellenischen Spiele einschliesslich des jeweiligen Austragungsortes.
Der Mechanismus hat mich beschäftigt, seit ich 2011 erstmals in der damaligen Sonntagszeitung «Der Sonntag» darüber geschrieben habe (pdf). Letztes Jahr habe ich ihn als 2D-Simulation nachgebaut, ich habe darüber Referate gehalten, und schliesslich habe ich das epochale Gerät in Virtual Reality wiederauferstehen lassen. Das Modell ist auf allen Geräten lauffähig und lässt sich beliebig drehen und zoomen. Auf dass sich jede und jeder ein Bild von der staunenswerten Technologie machen kann, über die die klassische Antike einst verfügte – und die im Strudel der kriegerischen Geschichte verloren ging, um erst eineinhalb Jahrtausende später (vermeintlich neu) erfunden zu werden.
Der Mechanismus von Antikythera als Nachbau in Web-VR.