Yesterday

Am Donnerstag, 12. Mai 1994 fuhr ein Lieferwagen vor dem Aufnahmestudio von Grammo Records in Bern vor, und sieben junge Musiker begannen, Verstärker und Instrumente auszuladen. Drei Tage lang wurde live gespielt und aufgenommen, und die von Toningenieur Adi Tosetto produzierte CD trug den Titel «Sunny Side». Im Berner Käfigturm wurde die CD getauft und von «The Chicago Seven Swing & Blues Revue» (Peter Widmer voc, Jean-Luc Gassmann p, Christoph Thiel g, Frank Ryter dr, Peter Scheidegger tp, Daniel Kramer ts und myself b) signiert.

Es kommt mir vor, als sei es gestern gewesen. Yesterday.


«The Chicago Seven Swing & Blues Revue»: «Sunny Side», Grammo Records, Bern 1994

 
 
 
 
 
 

2:53

Kursiv

Wann immer wir ein Wort herausheben wollen, markieren wir es als kursiv. Tatsächlich war die Erfindung der Kursivschrift das Werk eines einzelnen Mannes: des Stempelschneiders und Schriftengiessers Francesco Griffo (1450-1518) in Bologna. Im Auftrag des Verlegers Aldus Manutius (1449-1515) aus Venedig entwarf Griffo für dessen geplante Vergil-Ausgabe eine völlig neue Schrift – die Grossbuchstaben recte, auf Deutsch gerade, die Kleinbuchstaben dagegen elegant in Leserichtung geneigt, als ob sie liefen. Diesen Schriftschnitt nennen wir heute kursiv, vom lateinischen Verb currere, «eilen».


Buchseite aus der Horaz-Gesamtausgabe, herausgegeben von Aldus Manutius im Jahr 1501. (Bild: Universitätsbibliothek Basel)

Die neue Schrift des Francesco Griffo fand so grossen Anklang, dass die Aldus-Offizin sie für viele weitere Werke verwendete – darunter auch die Horaz-Gesamtausgabe von 1501, deren eine Seite, hochauflösend eingescannt von der Universitätsbibliothek Basel, die Grafik des Onlinegames Letterjongg ergab, das ich 2018 im Rahmen des Swiss Open Cultural Data Hackathon im Landesmuseum Zürich programmiert habe. Ob der Schriftengiesser Griffo Spiele gemocht hat, ist nicht überliefert. Tatsache ist, dass es sich mit seinen Lettern, von den antiken Texten abgesehen, prächtig die Zeit vertreiben lässt.

 
 
 
 
 
 
 

2:15

Dieser Beitrag (mp3) entstand im Auftrag von Radio SRF 2 Kultur und wurde am 29. Juni 2021 in der Rubrik «100 Sekunden Wissen» ausgestrahlt.

Youtube frei

Auch wenn die Corona-Infektionszahlen sinken: An Gigs in rappelvollen Clubs wird wohl noch eine Weile nicht zu denken sein. Grund genug, in herrlichen Erinnerungen zu schwelgen. Wenn schon nicht Bühne, so doch wenigstens Youtube frei für Blues Green, heute auf den Tag genau vor zwei Jahren im Freiburger Stadtclub Sous-sol.

Barbara Andrey (voc), Lucio Crivellotto (g), Christoph Thiel (g), Jean-Luc Gassmann (p), Denis Pittet (tp), André Rossier (sax), Markus Karl (sax), Willi Marti (dr) und myself (b). (Video: Benoît Perritaz, Elmar Vatter)

helvetiX

helvetiX tabula interactiva est te per provinciam Helveticam ducens. helvetiX semper tecum ubicumque sis. Identificationem positionis concedis et deinde helvetiX prospectum Helvetiæ ostendet et omnia Romana oppida atque colonias exhibebit cum intervallum passorum atque translationem in linguam Helveticam. Infra est rosa ventorum quæ tuam actualem directionem ostendit.

Si non sis Romanus, sed Helveticus, supra potes quemlibet urbem aut vicum in linguam Helveticam scribere, et recte eo fereris. helvetiX tibi augurat felicem peregrinationem per splendidam Helvetiam!


Urbem helveticam quære: helvetiX (XVI.-XVII. Aprilis MMXXI, descriptio incepti in wikio datorum apertorum Helvetiæ)

PS auf Helvetisch: Das Projekt entstand im Rahmen des (in diesem Jahr von der ETH-Bibliothek ausgerichteten) Swiss Open Cultural Data Hackathon.

PPS: Mein Latein ist nicht mehr ganz so fliessend wie vor 1650 Jahren. Korrekturvorschläge sind daher hoch willkommen.

PPPS: Wer's ganz genau wissen will, findet hier die Aufzeichnung der Projektpräsentation vom 17. April.

 

Bewegliche Lettern

Journalismus ist entweder multimedial oder gar nicht: Mit dieser (zugegebenermassen pointierten) Ansicht stosse ich gestandene Kolleginnen und Kollegen noch immer vor den Kopf. Nicht so meine Studierenden am Journalistischen Seminar der Johannes Gutenberg-Universität Mainz: Sie haben sich für den Vertiefungskurs «Interaktive Medien» entschieden, der heute bereits zum zweiten Mal beginnt (Teil 1, Teil 2, Teil 3, Teil 4). Die Studierenden lernen HTML, CSS und Javascript von der Pike auf, und Ende Semester wird eine jede und ein jeder von ihnen die allererste selbstgebaute journalistische Website im Netz stehen haben.

Was vor 570 Jahren die beweglichen Lettern waren, ist heute Code. Die publizistische Leidenschaft jedoch ist dieselbe wie eh und je: Ihnen, diesen Studierenden von heute, gehört der Journalismus von morgen.

Der Ur-Laptop

Zweieinhalb Jahre ist es her, da war ich zu Gast im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums, als Kulturdaten-Hacker und Schöpfer des Onlinegames «Manesse Gammon». Heute nun erschien in diesem Blog mein erster eigener Text über eine zukunftsweisende, aber vergessene Schweizer Erfindung aus dem Jahr 1977: das Textsystem namens «Scrib», entwickelt von der EPFL und der Firma Bobst Graphic in Lausanne. Der «Scrib» war nicht nur ein Schreibcomputer avant la lettre, er war womöglich der erste Laptop der Geschichte.

PS: Der «Scrib» kann übrigens im Museum für Kommunikation in Bern besichtigt werden.

PPS: Auch auf Radio SRF 2 Kultur war der Scrib bereits zu Gast.
 

Bleistift

Bleistift: Illustration aus «Nerdcore»

Der 30. März ist der internationale Tag des Bleistifts: An diesem Tag im Jahr 1858 erhielt der US-Amerikaner Hymen Lipman das Patent für einen Bleistift mit einem am Ende angebrachten Radiergummi. Der Bleistift selbst ist noch viel, viel älter. Er ist so richtig altmodisch. Retro, wie das heute heisst, aber nicht auf diese hippe Art, sondern altväterisch bis ins Mark aus Graphit und Ton. Die Welt ist voll von Kugelschreibern, Computerkeyboards und Handytastaturen, doch nichts kommt an ihn heran. Der Bleistift ist und bleibt unerreicht. Eine Liebeserklärung.

 
 
 
 
 
 
 

3:40

Dieser Beitrag (mp3, ogg) entstand im Auftrag von Radio SRF 2 Kultur und wurde am 15. Juli 2015 im Rahmen der Serie «Unerreicht» (Sendung «Kultur kompakt») ausgestrahlt.

 
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