Schweizer Bahnhofsuhr

Das Berner Bundeshaus, die Luzerner Kapellbrücke, der Genfer Jet d’eau: Die Schweiz hat eine ganze Menge Wahrzeichen. Und doch: An eines davon denken wir nie, obwohl wir es täglich zu Gesicht bekommen: die Schweizer Bahnhofsuhr. Mein neuer Text im Blog des Schweizerischen Nationalmuseums und auf Watson.

«I han en Uhr erfunde, wo geng nach zwone Stunde blybt stah.» Die Uhr des Berner Liedermachers Mani Matter, die immer wieder stehenbleibt, hatte ein Vorbild: Die Schweizer Bahnhofsuhr. Sie ziert in vielfacher Ausführung jeden Bahnhof der SBB. Erfunden wurde sie 1944, vom Ingenieur und Selfmade-Designer Hans Hilfiker. Hilfiker erfand am laufenden Band: Allein für die SBB entwarf er Spezialkräne, Perrondächer, Fahrplanprojektoren und ganze Dienstgebäude.

Seine Uhr war ein radikaler Bruch mit den verschnörkelten Zifferblättern aus der Zeit des Jugendstils: Weisser Hintergrund, eine Minuteneinteilung aus strengen Rechtecken, schwarze Zeigerbalken, ein schlanker roter Sekundenzeiger mit einer roten Scheibe, die an die Kelle des Bahnhofsvorstehers erinnert und das sekundengenaue Ablesen der Uhr auch aus Distanz ermöglicht. Hilfikers Design war so elegant, zeitlos und funktional, dass sich heute fast alle Bahnhofsuhren der Welt daran orientieren.

«I han en Uhr erfunde, wo geng nach sächzg Sekunde blybt stah»: Wie in Mani Matters Lied bleibt auch Hilfikers Bahnhofsuhr immer wieder stehen, jede Minute einmal: Immer bei exakt null Sekunden gibt die Hauptuhr einen elektrischen Impuls und stellt so die Ganggenauigkeit aller Bahnhofsuhren sicher. Weil eine sekundengenaue Synchronisation bei der Einführung 1947 noch nicht möglich war, läuft der Sekundenzeiger immer ein bisschen zu schnell, legt dann auf zwölf Uhr eine kleine Pause ein und wartet rund eineinhalb Sekunden lang auf das Signal zum Weiterdrehen. Bis auf den heutigen Tag.

 
 
 
 
 
 
 

1:51

Dieser Beitrag (mp3) entstand im Auftrag von Radio SRF 2 Kultur und wurde am 12. Februar 2018 in der Rubrik «100 Sekunden Wissen» ausgestrahlt.

Sláinte!

Dublin und die Marsh library, Kilkenny, Cashel, Cork, Killarney, der Ring of Kerry, die Dingle-Halbinsel, der Burren, Galway, die Connemara, Cong, Donegal, Derry und die Bogside, Belfast, die Shankill road und die peace walls: Es war eine unvergessliche Studienreise durch Irland und seine Geschichte, von den Anfängen vor 5200 Jahren in den jungsteinzeitlichen Ganggräbern von Newgrange und Knowth bis zur IRA, den Hungerstreiks von 1981 und dem Karfreitagsabkommen von 1998. Es wird nicht die letzte Reise auf der grünen Insel gewesen sein: Sláinte!


Connemara National Park, Irland.

Apropos Geschichte: Was Irland mit einem Sklaven des römischen Konsuls Cicero zu tun hat.

 
 
 
 
 
 

2:35

Dieser Beitrag (mp3) entstand im Auftrag von Radio SRF 2 Kultur und wurde am 10. Oktober 2014 in der Rubrik «100 Sekunden Wissen» ausgestrahlt.

Mont

«Im Frühtau zu Berge wir gehn, fallera», sangen unsere Vorväter. Wohin genau, darüber gibt meine neue Webapp «Mont» Auskunft: Mit dem iPhone auf den gewünschten Gipfel zielen, den roten Button drücken, und die App gibt den Bergnamen, seine Entfernung und seine Gipfelhöhe zurück. Unten links befindet sich ein Kompass mit der aktuellen Blickrichtung, unten rechts zeigt ein Altimeter die eigene Meereshöhe an.


Webapp «Mont» zur Bestimmung von Gipfelnamen, Distanzen und Meereshöhen.

Der zugrundeliegende Algorithmus ermittelt als erstes den augenblicklichen Standort und rechnet ihn in Schweizer Landeskoordinaten um. Danach wird auf der Basis eines digitalen Höhenmodells der Schweiz die aktuelle Höhe über Meer interpoliert, und anschliessend werden die triangulierten Winkel mit der Bergnamen-Datenbank abgeglichen und der Gipfel mit den geringsten Abweichungen (innerhalb eines Radius von 20 km) ausgegeben.

Die App ist alles andere als unfehlbar: Zu ungenau etwa ist das Kompass-Modul des iPhones, und Android lässt gar keinen Zugriff auf die Kompassdaten zu. Aber der Versuch zeigt, wozu heutige Webtechnik zumindest theoretisch fähig ist: Webseiten können den User-Standort ermitteln, die Smartphone-Kamera aktivieren und die Gyroskopsensoren des Geräts auslesen. In Verbindung mit Geodaten, wie sie Swisstopo auf der Plattform opendata.swiss veröffentlicht, lässt sich damit eine ganze Menge anstellen. Zum Beispiel beim Wandern die umliegenden Berggipfel bestimmen.

Wie heisst der Berg? Gipfel anvisieren, roten Button drücken, fertig. (Video: Benoît Perritaz)

 

Summertime

Kaum eine Wolke am Himmel, Temperaturen gegen 30 Grad: Der Hochsommer 2022 wird noch lange in Erinnerung bleiben. Eingeläutet haben ihn «Blues Green» am 25. Juni in der altehrwürdigen Berner Mahogany Hall – mit einer Hommage an George Gershwin und seine Oper «Porgy and Bess». Summertime.

 
 
 
 
 
 

6:52

«Blues Green» (Lucio Crivellotto voc, g; Christoph Thiel voc, g; Barbara Andrey voc, Jean-Luc Gassmann p; Denis Pittet tp; Markus Karl ts; Willi Marti dr and myself b) live in der Mahogany Hall, Bern.

Plädoyer für die Offenheit

Digitaler Kapitalismus, digitales Proletariat – und welche Wege es aus der digitalökonomischen Knappheit gäbe: Heute habe ich mit den Studierenden des Forschungsseminars meines Kollegen Matthias Künzler, Professor für Medienökonomie und Kommunikationspolitik an der Freien Universität Berlin, eine These diskutiert, die vor vielen Jahren im Gespräch mit dem verstorbenen Historiker Peter Haber, Privatdozent an der Universität Basel, entstanden ist. Open Science, Offene Technologien, Open Source, Open Educational Resources, Open Access und Open Data: Der Offenheit gehört die Welt. Und dieses Plädoyer wird nicht das letzte gewesen sein.


Vorlesung «Wege aus der Knappheit» am Institut für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft der Freien Universität Berlin. (Bild: Katharina Jeger)

Every Day

39 Jahre ist es her, da entstand im Berner Studentenheim Fellergut eine Band, die sich erst «De Lauris», kurze Zeit später dann «The Chicago Seven Swing & Blues Revue» nannte. Der Formation sollte ein langes Leben beschieden sein: Unter dem heutigen Namen «Blues Green» traten wir gestern bereits zum zehnten Mal in der legendären Mahogany Hall auf. Geblieben ist in all der Zeit, nach zahllosen Eskapaden in den Jazz, den Pop, den Soul, den R'n'B und den Funk - zu allen Zeiten der Blues: «Every Day I Have the Blues». To be continued.

 
 
 
 
 
 

8:02

«Blues Green» (Lucio Crivellotto voc, g; Christoph Thiel voc, g; Barbara Andrey voc, Jean-Luc Gassmann p; Denis Pittet tp; Markus Karl ts; Willi Marti dr and myself b) live in der Mahogany Hall, Bern.

Folgenreicher Rechtsklick

Als junger Journalist und Zeitungsproduzent kannte ich die Seitenbeschreibungssprache «PostScript», und als ich 1995 in meinem ersten Webbrowser, dem «Netscape Navigator», den Kontextmenüpunkt «View Source» entdeckte, war's um mich geschehen. Die «Hypertext Markup Language», die all diese neuartigen Seiten beschrieb, liess meine spärliche Freizeit schmelzen wie Schnee an der Sonne. Bald verstand ich, dass sich mit HTML und Javascript mehr anstellen liess als bloss on mouseover Menü-Icons zu vertauschen. Und vor genau 20 Jahren stellte ich mit «Mahjongg Solitaire» schliesslich meine allererste Webapp (damals noch «Single-Page Applications» genannt) ins Netz.

Vorteilhafte Reviews namhafter Gaming-Plattformen wie Jayisgames oder PC-Welt verhalfen meinem Spiel zu einiger Bekanntheit. Bis heute wurde Mahjongg Solitaire von rund 70 Millionen Menschen gespielt, und mit Tausenden Spielerinnen und Spielern habe ich in all der Zeit E-Mails ausgetauscht. Dass das Web das weltweite soziale, kulturelle, wirtschaftliche und politische Leben umpflügen sollte (und die Medientechnik gar mein Weg an die Hochschule sein würde), hätte ich mir nie vorzustellen vermocht. Und erst recht nicht, dass dieser einen Webapp dereinst viele weitere folgen sollten.


«Mahjongg Solitaire», Version 1 vom 6. Juni 2002.

 
 
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